Wälder sorgen für frische Luft und ein gesundes Klima, bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren Lebensraum, sind beliebte Ausflugsziele für Erholungssuchende und erfüllen darüber hinaus noch viele weitere wichtige Funktionen.
In Gelsenkirchen gibt es rund 1.500 Hektar Wald, was etwa 14 Prozent des Stadtgebietes entspricht. Die Flächen sind auf mehrere Eigentümer verteilt, darunter der Regionalverband Ruhr, die RAG, der Graf von Westerholt sowie die Stadt Gelsenkirchen.
Die städtischen Waldflächen werden von GELSENDIENSTE verwaltet und gepflegt. Insgesamt handelt es sich um rund 200 Einzelflächen. Neben einigen größeren Waldgebieten umfasst der städtische Wald viele kleine Einzelflächen. Bekannte Waldgebiete sind die Resser Mark, der Stadtwald, der Nienhausen Busch, die Hülser Heide, Eulenbusch und Winkelbusch, das Uhlenbrockwäldchen, der Mentzelbusch sowie Teile der Berger Anlagen, des Rheinelbeparks sowie des Von-Wedelstaedt-Parks.
Trotz vieler gepflegter Parks, Grünanlagen und Friedhöfe bietet erst der extensiv, also gering bewirtschaftete Wald einer Vielzahl von einheimischen Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum. Einige dieser Arten sind aufgrund ihrer besonderen Anforderungen an ihre Umwelt auf den Wald als Lebensstätte angewiesen und können nicht auf andere Biotope ausweichen. Dem Wald kommt daher im Hinblick auf die Erhaltung des Artenreichtums eine besondere Bedeutung zu. Einige Tierarten wie Füchse, Baum- und Steinmarder sowie Iltisse kommen im ganzen Stadtgebiet vor. In den nördlichen Stadtteilen Scholven, Hassel sowie Resse und der Resser Mark sind zudem Rehwild, Hasen und Fasane zu beobachten.
Der Wald ist jedoch nicht nur Lebensraum verschiedener Tier- und Pflanzenarten. Gerade in einem Ballungsraum wie dem Ruhrgebiet hat die Erholungsfunktion des Waldes eine große Bedeutung. Der stadtnahe Wald bietet Ruhe und Entspannung direkt vor der Haustür. Über gut ausgebaute Wege werden die Besucherinnen und Besucher durch eine abwechslungsreiche Landschaft geführt. Hier bieten sich Ansichten auf die vielen altersgemäßen Entwicklungsformen des Waldes. Ob es nun um das fortschreitende Wachstum einer Pflanzung von Waldbäumen oder die eingeleitete Naturverjüngung geht, immer wieder verändern sich auf kurzer Entfernung die Eindrücke.
Der optische Eindruck einer Waldfläche ist im Gegensatz zur Grünanlage ein völlig anderer. Das Durcheinander von trockenen Ästen und Holzteilen auf dem Waldboden ist gewollt, denn es bietet den Waldbewohnern, zum Beispiel Igeln, Vögeln, Holz zersetzenden Pilzen, Bakterien, Farnen und Flechten den nötigen Unterschlupf bzw. Lebensraum.
Der Wald bietet die Möglichkeit, in geringer Entfernung zum Wohnort einen wenig vom Menschen beeinflussten Naturraum zu erleben. Der Wald erfüllt aber auch noch viele andere wichtige Funktionen: Er dient dem Naturschutz, als Wasserfilter und Wasserspeicher, dem Klimaausgleich, dem Wind- und Bodenschutz sowie als Lärm- und Sichtschutz.
Möglich wird der Lebensraum Wald erst durch eine regelmäßige forstwirtschaftliche Betreuung nach den Prinzipien der „naturnahen und nachhaltigen Waldwirtschaft“. Oberster Bewirtschaftungsgrundsatz ist das Prinzip der Nachhaltigkeit, welches seit über 200 Jahren zu den Grundsätzen der Forstwirtschaft in Deutschland gehört. Dies bedeutet, dass nie mehr und meist weniger Holz pro Jahr eingeschlagen wird, als zeitgleich nachwächst. Der Wald bleibt damit erhalten, gesund und stabil. Er wird regelmäßig gepflegt, langfristig vermehrt und kann seine Vielzahl von Funktionen dauerhaft erfüllen.
Naturnahe und nachhaltige Waldwirtschaft bedeutet:
- Dauerwald ohne Kahlschläge auf großer Fläche
- Nährstoffkreislauf ohne Veränderung des Kleinklimas
- Vermeidung des ganzflächiges Befahrens (Bodenverdichtungen) von Waldflächen
- frühe Auswahl von Zukunftsbäumen – sogenannte Z-Bäume – und deren Förderung durch konsequente Freistellung im regelmäßigen Rhythmus in den ersten 50 Jahren eines Bestandes
- Einzelstammnutzung nach Zielstärken
- Naturverjüngung, das heißt Selbstaussaat der benachbarten, gut veranlagten Bäume
Kahlschläge, die in der Natur nur durch Großbrände, Sturmwürfe oder ähnliche Katastrophen entstehen und zunächst eine radikale Klimaveränderung verursachen, werden nicht durchgeführt. Gleichförmige, gleich alte und damit auch für Sturm, Schädlinge und andere Gefahren empfindliche Waldbestände wird es zukünftig nicht mehr geben. Der Waldboden soll mit Bäumen, kleinflächig ungleichaltrig, dauerhaft bestanden sein. Eine Pflanzung wird nach Möglichkeit vermieden, da die notwendige Verjüngung eines Bestandes natürlich über das Saatgut der benachbarten Bäume geschieht. Damit werden einheimische, schon an den Standort angepasste Baum- und Straucharten weiter gefördert.
Die Nutzung des Waldes in Form der Fällung und Vermarktung von Bäumen, erfolgt nicht flächenweise, sondern beschränkt sich auf die Entnahme einzelner wertvoller Stämme oder deren Förderung durch Wegnahme der nächst stehenden Konkurrenten. Die dabei entstehenden kleinen Lücken werden sich durch den zusätzlichen Lichteinfall auf den Waldboden und auf die freigestellten Kronen der Zukunftsbäume in kurzer Zeit wieder schließen.
Damit wird der normale Vorgang der Natur künstlich nachvollzogen: Heranwachsen eines großen Baumes im Bestand, Fäulnis im Alterungszustand, Umfallen in den Nachbarbestand unter Mitreißen einiger Nachbarbäume, höherer Lichteinfall in die entstandene Lücke, Naturverjüngung durch Aussaat der noch stehenden Altbäume.
Der einzige Unterschied zu diesem natürlichen Ablauf ist der Umstand, dass zur Vermeidung von Unfallgefahren für die Besucherinnen und Besucher sowie aus wirtschaftlichen Erwägungen zumeist nicht das Verfaulen und das Umfallen eines Baumes abgewartet, sondern vor Beginn der Entwertung des Holzes, zum Beispiel durch Pilzbefall, der Baum gefällt wird.
Mit der Fällung ist der Neubeginn, das heißt die Naturverjüngung, schon eingeleitet. In einigen Fällen werden aber auch gezielt Pflanzungen durchgeführt, um beispielsweise die Artenvielfalt zu erhöhen.
Insgesamt wird ein mehrschichtiges, ungleichaltriges Waldbild mit einer artenreichen Kraut- und Strauchschicht angestrebt. Dies stellt aber kein unveränderbares Standbild dar, sondern ist in den natürlichen Lebenskreislauf von Entstehung, Wachstum und Absterben eingebunden. Der Wald ist ein sich ständig veränderndes Ökosystem, das erst durch regelmäßige Pflegemaßnahmen wie Durchforstungen bzw. Läuterungen den optimalen Wert erreicht, der für die Erfüllung aller vorgenannten Aufgaben erforderlich ist.
Wie auch im innerstädtischen Bereich werden die Bäume in den städtischen Wäldern regelmäßig kontrolliert. Größere Arbeiten auf unseren Waldflächen werden in folgenden Bereichen durchgeführt:
- Waldrandumgestaltung (Durchforstung, teilweise Zurücknahme des Waldrandes, Pflanzung von Sträuchern):
- Mentzelbusch
- Waldfläche „Pawiker Straße“
- Waldfläche „Auf der Reihe“
- Waldfläche „Am Luftigen“
- Aufforstung:
- Resser Mark (Aufforstung einer durch das Eschentriebsterben entstandenen Kahlfläche)
Die städtischen Waldflächen sind seit dem Jahr 2004 PEFC-zertifiziert. Die Zertifizierung ist die Bestätigung einer unabhängigen, weltweit anerkannten Organisation, dass die städtischen Wälder auf nachhaltige und verantwortungsvolle Art und Weise dem geltenden Forstrecht entsprechend bewirtschaftet werden.
Jeder zertifizierte Waldbesitzer musste eine freiwillige Selbstverpflichtungserklärung abgeben, in der er sich zur Einhaltung der Kriterien der nachhaltigen Waldbewirtschaftung verpflichtet.
Die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Deutschland erfolgt in einer Weise, die die biologische Vielfalt, die Produktivität, die Verjüngungsfähigkeit, die Vitalität und die Fähigkeit, gegenwärtig und in Zukunft wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen auf lokaler und nationaler Ebene erfüllt, erhält und anderen Ökosystemen keinen Schaden zufügt.
Darauf wird eine zeitlich auf fünf Jahre befristete Zertifizierung erteilt, die auch immer wieder stichprobenhaft überprüft wird.